Es ist Mitte April 2014: Etwas erschöpft von der Tee-Ernte und Sencha-Verarbeitung in Miyazaki nehmen wir, uns vor ein paar Tage im Naturparadies Yakushima zu entspannen: drei Tage wilde Natur, Bergsteigen und Wandern. Drei Tage das Teetrinken in der Natur genießen, und ein wenig Abstand gewinnen vom Alltag der Teeherstellung. Im Zug von Miyazaki nach Kagoshima stöbern wir ein bisschen was uns auf der ungefähr 140km südlich von Kagoshima gelegenen Vulkaninsel so erwartet. Während sich im Innern der Insel die höchste Erhebung der Region befindet – der Miyanoura-Dake (1900m), ist es in dem schmalen Küstenstreifen an einigen Stellen möglich Landwirtschaft zu betrieben. Mit Erstaunen stellen wir fest, dass auch auf Yakushima Tee angebaut wird. Ein kleiner Bio-Teegarten fällt uns besonders ins Auge: Es ist der Teegarten von Mankichi Watanabe. Die Menschen auf dem Bild erscheinen uns auf Anhieb sympathisch und die Bandbreite an verschiedenen Teesorten fällt uns gleich auf. Unsere Neugier ist geweckt.
Mit dem Tragflächenboot fahren wir nach Miyanoura, stellen schnell unsere Sachen in der Unterkunft ab, mieten uns zwei Fahrräder und machen uns fest entschlossen auf den Weg in Richtung des Teegartens von Mankichi Watanabe. Es regnet leicht, was für Yakushima keine Seltenheit darstellt. Mit Regenkleidung, denken wir, schaffen wir das aber bestimmt. Auf halber Strecke zieht ein kräftiger Wind auf, der Regen wird stärker und stärker. Auch sind die Fahrräder in keinem so guten Zustand, dass die Fahrt bergauf, bergab immer beschwerlicher wird. Der Wind weht uns immer stärker entgegen. Es ist nur ein Gedanke, der uns dazu bringt überhaupt weiterzufahren: Wenn der Weg zum Teegarten von Mankichi Watanabe so beschwerlich ist, und uns alle Anzeichen zu sagen scheinen „Kehrt um und vergesst den Teegarten“, muss am Ende ein wahrlich einzigartiger Garten mit auf uns warten. Wir halten also durch. Gut zwei Stunden sind wir mit den Fahrrädern unterwegs, bis wir komplett erschöpft und völlig durchnässt beim Bio-Teegarten von Mankichi Watanabe ankommen.
Nachdem wir ein paar Worte gewechselt haben, und das Staunen über die klatschnassen Fahrradfahrer aus den Gesichtern der Watanabes verschwunden ist, verstehen wir uns auf Anhieb gut. Das Wetter entwickelt sich im Laufe unseres Gesprächs eher zu einem leichten Tropensturm, sodass Mankichi Watanabe uns nicht mit den Fahrrädern zurück nach Miyanoura fahren lassen möchte. Mit seinem Auto bringt er uns schließlich zurück in unsere Unterkunft, so dass wir sogar noch etwas mehr Zeit haben uns miteinander zu unterhalten. Im Rucksack haben wir ein paar Tees, die wir am kommenden Morgen dann gleich probieren. Für uns öffnet sich geschmacklich eine ganz neue Welt. Das einmalige Klima auf Yakushima, sowie die Herangehensweise von Mankichi an die Teeherstellung, als auch sein Ideale bezüglich der Verbundenheit mit der Natur, bringen einmalige Tees hervor, die ebendies zum Ausdruck bringen.
Da unsere Fahrräder noch bei den Watanabes stehen, machen wir uns am nächsten Tag wieder auf den Weg zum Teegarten. Diesmal ist das Wetter deutlich besser, die Sonne scheint sogar, sodass wir uns auch alle Teegarten-Parzellen in Ruhe von Mankichi zeigen lassen können. Diese liegen malerisch, umgeben von Wald, Buschwerk und Vogelgesang. Im Hintergrund erblickt man stets die hohen Vulkanfelsen. Während wir in Miyazaki gerade erst mit der ersten Ernte fertig geworden waren, trifft Herr Watanabe zusammen mit Frau Goto und einigen Helfern bereits nun die Vorbereitungen für die zweite Ernte. Zusammen verkosten wir den ganzen Tag über verschiedene Tees und lauschen den Beschreibungen von Mankichi Watanabe.
Bei unserer Abfahrt erzählt uns Mankichi Watanabe, dass es ein gutes Zeichen sei, dass wir uns bei solch einem starken Regen begegnet sind. Es ist ein Glücksverheißendes Omen für eine gute Zusammenarbeit.
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